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EN 50173

Strukturierte Verkabelung

Der Begriff „strukturierte Verkabelung“ ist in der Netzwerkwelt in aller Munde und wird durchgängig benutzt, ohne aber irgendwo exakt definiert worden zu sein.

Bei einer „strukturierten Verkabelung“ handelt es sich um eine Verkabelung, deren Struktur in der Europäischen Norm EN 50173 beschrieben ist und ihren Ursprung in der ISO 11801 hat. Dort wird erklärt, wie ein passives Netzwerk aufgebaut werden muß, um das Ziel der Anwendungsunabhängigkeit zu erreichen.

Es wird ein hierarchisches System von Verteilern beschrieben, die über sogenannte Primär- und Sekundärkabel miteinander verbunden werden. Ein dritter Kabelbereich, die Tertiärverkabelung, verbindet die Teilnehmeranschlüsse mit den Verteilersstrukturen. Die Anzahl der Teilnehmeranschlüsse wird so festgelegt, daß eine spätere Nachverkabelung nicht mehr notwendig wird.

Mit dem Begriff der „strukturierten Verkabelung“ sind Leistungsmerkmale verbunden, die die Nutzung eines beliebigen Datendienstes erlauben. Die übertragungstechnischen Eigenschaften aller Komponenten müssen bestimmten Anforderungen genügen, die in der EN 50173 aufgenommen worden sind.

Leider werden häufig Problemthemen wie Brandschutz, Sicherheit gegen aktive und passive Angriffe, elektromagnetische Verträglichkeit oder die eng mit der Verkabelung verbundenen Erdungs- und Massekonzepte ausgegrenzt.

Diese Bereiche kann man auf keinen Fall unbeachtet lassen. Der Begriff eines „modernen Netzwerkes“ beinhaltet also eine strukturierte Verkabelung, die durch weitere Eigenschaften ergänzt werden muss.

Primärverkabelung

Gebäudeübergreifende, campusweite Standortverkabelung zur Verbindung der Standort- bzw. Gebäudeverteiler. Wird die Verbindung zwischen Standort und Etagenverteiler mit Multimodelichtwellenleitern realisiert, beträgt die maximale Entfernung 2.000 m. Der Einsatz von Monomodefasern ermöglicht zwar weitaus größere Reichweiten ( bis 60 km ), Längen mit mehr als 3.000 m zwischen Standort und Etagenverteiler liegen außerhalb des Anwendungsbereiches der EN 50173.

Sekundärverkabelung

Gebäudeinterne Verkabelung zur Verbindung der Etagenverteiler mit dem Gebäudeverteiler. Der Gebäudebackbone zwischen Gebäude- und Etagenverteiler darf 500 m nicht überschreiten.

Tertiärverkabelung

Etagen- bzw. Raumverkabelung zur Verbindung der Etagenverteiler mit den Anschlussdosen am Arbeitsplatz. Die Länge der Tertiärverkabelung darf, unabhängig von der Kabelart, 90 m Installationsstrecke nicht überschreiten. Das ist die Kabellänge vom mechanischen Anschluss des Kabel im Etagenverteiler bis zum Anschluss am Arbeitsplatz. Die maximale Länge von Patchkabeln im Etagenverteiler und Geräteanschlusskabel am Arbeitsplatz darf in Summe 10 m nicht überschreiten, wenn kein zusätzlicher Rangierverteiler vorhanden ist, sonst gilt eine Länge von 9 m.

Verkabelungsstrecken

Das Leistungsvermögen einer symmetrischen Übertragungsstrecke wird an und zwischen den Schnittstellen zu aktiven Geräten festgelegt. Die Verkabelung umfaßt nur passive Abschnitte von Kabeln, Verbindungskomponenten, Geräteanschlusskabeln, Geräteverbindungskabeln und Rangierkabeln.

Klassifizierung der Verkabelungsstrecken

Die universelle Verkabelung umfaßt mehrere Installations- und Übertragungsstrecken, die in fünf Klassen definiert werden:

  • Klasse A bis 100 kHz
  • Klasse B bis 1 MHz
  • Klasse C bis 16 MHz
  • Klasse D bis 100 MHz

LWL-Klasse für die Unterstützung von Netzanwendungen oberhalb von 10 MHz

Folgende Parameter müssen bei der Festlegung der Übertragungsklassen beachtet werden:

  • Nenn- Wellenwiderstand ( Impedanz )
  • Rückflussdämpfung ( Return loss )
  • Dämpfung
  • Nahnebensprechdämpfung ( NEXT )
  • Dämpfungs- Nebensprechdämpfungsverhältnis (ACR)
  • Fernnebensprechdämpfung ( ELFEXT )
  • Gleichstrom – Schleifenwiderstand
  • Laufzeitunterschied
  • Erdunsysmmetriedämpfung
  • Kopplungswiderstand von Schirmen

Verkabelungsstrecken mit Lichtwellenleiter

Definiert wird das Leistungsvermögen einer Übertragungsstrecke mit Lichtwellenleitern mit der Annahme, dass nur eine einzige optische Wellenlänge in einem Übertragungsfenster verwendet wird. Normen für die Anwendung des Wellenlängen – Multiplexings sind noch nicht verfügbar.

Das Hauptkriterium einer Verkabelungsstrecke mit Lichtwellenleitern ist die Dämpfung. Die Dämpfung einer Übertragungsstrecke ist von der Netzanwendung abhängig.

Hierfür gelten folgende Werte:

Teilsystem Länge der Installations- strecke in m   Dämpfung in dB  
    Einmoden   Mehrmoden  
    1.310 nm 1.550 nm 850 nm 1.300 nm
Tertiärverkabelung 90 2,2 2,2 2,5 2,2
Sekundärverkabelung 500 2,7 2,7 3,9 2,6
Primärverkabelung 1500 3,6 3,6 7,4 3,6

Normergänzungen zu EN 50173 ( IEC 61 873 )

Kaum hat die EN 50173 im Netzwerkbereich Einzug gehalten, da deutet sich schon eine Ergänzung an. Der Grund hierfür liegt in der Entwicklungsgeschichte der EN 50173.

In der Norm werden passive Komponenten bis zu einer Frequenz von 100 MHz spezifiziert. Durch das Mitwirken vieler Firmen und Organisationen, die sich in vielen Fällen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt haben, ist vom Entwurf bis zur Veröffentlichung eine lange Zeit vergangen. Dieser Tatsache ist es zuzuschreiben, daß die EN 50173 in fast allen Teilbereichen nicht mehr den heutigen Möglichkeiten und Anforderungen entspricht.

Die in der aktuellen Norm festgeschriebenen Dämpfungs-, NEXT- und ACR – Werte sind so schlecht, daß damit ein Investitionsschutz von 10 bis 15 Jahren nur schwer zu realisieren ist.

Im neuen Normenentwurf werden zwei neue Netzanwendungsklassen definiert:

  • Zum einen wird eine Klasse E für Übertragungen bis zu 200 MHz ( Messung bis 250 MHz) definiert, die die Verwendung von hochwertigen S/UTP bzw. S/STP-Kabeln mit entsprechenden Systemreserven erlaubt. Als Verbindungssystem soll das weit verbreitete RJ45-System verwendet werden.
  • Zum anderen wird eine Klasse F für einen Frequenzbereich bis 600 MHz definiert. Basis für diese Normeerweiterung ist der deutsche Normenentwurf E DIN 44312-5. Die geforderten Übertragungswerte können nur noch mit hochwertigen S/STP-Kabeln und neu entwickelte Steckervarianten erreicht werden.
  • Neben den neuen Klassen wird auch die Definition der Übertragungsstrecke neu festgelegt. Der Kabelverzweiger wird entfallen, dafür sollen die flexiblen Anschlußleitungen in eine zusätzliche Spezifikation mit aufgenommen werden.

Neben diesen Vorgaben werden noch weitere Vorgaben in die neue Norm aufgenommen:

  • Die maximalen Laufzeiten bei hohen Frequenzen sowie die Laufzeitunterschiede zwischen den verschiedenen Paaren eines Kabels werden festgeschrieben.
  • Eine neue Meßmethode mit dem Namen Power Sum NEXT wird in die Norm integriert. Bei der Messung werden Daten gleichzeitig über drei Adernpaare gesendet und beim vierten Adernpaar die eingekoppelte Störung gemessen.
  • Eine weitere Meßmethode sieht vor, daß das Nahnebensprechen auch am entfernten Ende bestimmt wird, da bei einer Full Duplex – Übertragung gleichzeitig gesendet und empfangen wird.